Trotz all dem Schmerz
1.
Die Schläge kamen hart, zu zählen war unmöglich,
der Körper fast erstarrt und vor Schmerzen unbeweglich.
Schlag auf Schlag, Hieb auf Hieb, wie der Beat von dem Lied,
trotzdem blieb ich unbesiegt, weil Ihr mich nicht unterkriegt.
Bin mit dem Gürtel aufgewachsen, Striemen war’n auf meiner Haut,
Schläge gab es viel zu oft; Gegenwehr blieb mir verbaut.
Denn der Mann der mich hier haut, Hand gegen ’s Kinn,
war mein eigener Vater, Mann gegen Kind.
Er handelte blind, so zerfressen war sein Leben,
all der Schmerz in seinem Herzen wurde weitergegeben.
Und der Junge, der ich war saugte jeden Tropfen Wut ein.
Mit jedem Tropfen Blut, nährte ich so mein Wutschrein,
Ich nahm die harte Schule, boxte jeden Tag gegen die Wand,
voller Wut und Hass, aus der mein Leben bestand.
Ich hatte jede Nacht, jeden Tag, nur den einen Traum,
wollt mit aller Kraft, in jedem Schlag, ihn einmal verhau’n.
2.
So oft nachts allein zu Haus, weil Papa auf der Jagd war.
Da dachte ich bei mir, so ein Vater ist auch jagbar.
War jede Nacht am Waffenschrank, jede Waffe in der Hand,
Dachboden als Schiessplatz, ich hatt’ ne gute Waffenhand.
Doch war mir klar, ich wollt ihn nicht aus Wut erschießen,
wollte mit der Faust, jeden Tropfen Blut vergießen.
Dazu saß ich jeden Tag stundenlang am Fenster,
bekämpfte jeden Tag unsichtbare Gespenster.
Die mir sagten "Spring!“, damit jeder diese Scheiße sieht,
dass in diesem Haus der Hass regiert und seine Kreise zieht.
Dass jeder sehen kann, dass mein Vater ein Schläger ist
und vor seiner Tür mein Blut als Kläger fließt.
Und so saß ich jeden Tag, auf beiden Schultern saß ein Teufel,
ich hatte nichts zu lachen, mich schlugen meine Zweifel.
Mörder oder Suizid? Ich hatte längst ein Herz aus Stein,
mein Lachen war nur aufgesetzt, ich bestand aus Schmerz und Pein.
3.
Wenn ich jetzt zurückschau’ bin ich nur noch dankbar,
weiß dass ich von Hass und Wut vollständig krank war.
Hass zerfraß mich wie Pest, die Dich langsam sterben lässt.
Depression, Aggression, Gefühlschaos und Nerventest.
Mein Vater ist mein Vater, über Hass siegte Liebe,
Gott setzte Vergebung gegen hastige Triebe.
Gott schenkte Heilung, seit diesem einen guten Tag,
als ich ihm mein Herz hinlegte und er mir die Wut vergab.
Seit diesem Tag, an dem endlich meine Tränen flossen,
Tränen waren mir verboten, also blieb ich wie verschlossen.
Doch dann kam die Flut aus vertrockneten Augen,
ich konnte weinen wie ein Kind, war fast geschockt das zu glauben.
Ich war so wenig Kind gewesen, ich musste immer hart sein,
musste immer smart sein, immer nur am Start sein.
Bin ich jetzt noch hart? Nein aber stark wie Elefant,
Kraft aus der Liebe und aus seiner Segenshand.